Fachstelle für Umgang mit sexualisierter Gewalt in der bayerischen Landeskirche (ELKB) unter neuer Leitung

In einem Gottesdienst wurden gestern in München vier Mitarbeiterinnen der „Fachstelle für den Umgang mit sexualisierter Gewalt in der ELKB“ in ihre Aufgabe eingeführt. Insgesamt sind 14 Personen in der Fachstelle beschäftigt, drei Stellen sind derzeit unbesetzt.

Leiterin der Fachstelle ist die Sozialpädagogin Martina Frohmader. Zu ihren Aufgaben gehört, mit dem Team Standards für Prävention, Intervention und Aufarbeitung zu entwickeln und umzusetzen. Dabei seien klare Strukturen wichtig, betont Frohmader. Gerade in dem sich ständig verändernden System Kirche „braucht es klare Strukturen, Handlungsanleitungen und Informationen zum Thema sexualisierte Gewalt, die allen bekannt sein müssen“.

Eingeführt wurden im Arbeitsbereich der Meldestelle:

  • Diakonin Carola Reichl, mit dem Schwerpunkt Aufarbeitung: Nach ihrer Erfahrung fühlen sich Betroffene „häufig nicht gesehen, nicht geschützt, verlieren den Zugang zu ihrem Glauben, das Vertrauen zur Kirche und sind ein Leben lang von den Folgen sexueller Gewalt betroffen“. Für ihre Arbeit bedeutet es, „Betroffene sensibel und achtsam zu begleiten, präventiv zu schützen und Täter zur Verantwortung zu ziehen“.
  • Diakonin Michaela Urbanek: Sie erfahre viel Vertrauen im Gespräch mit Betroffenen, Mitarbeitern und Dienstvorgesetzen vor Ort, aber auch „Enttäuschung und Wut, wenn Klärungsprozesse sich oft über lange Zeiträume erstrecken und Betroffene nicht ausreichend begleitet und einbezogen werden“. Ihr werde deutlich, „dass es im institutionellen System blinde Flecken gibt, die das Aufdecken von Missständen erschweren“. Darum setze sie sich für Transparenz und Klarheit ein. Sie habe die Hoffnung, dass die „Kirche aus vergangenen Fehlern lernt und bessere Schutzstrukturen etabliert“.
  • Religionspädagogin Stephanie Betz: Im Fokus stehe für sie, „Betroffenen wirklich zuzuhören“, und das ihr Mögliche zur Aufklärung beizutragen und in die Wege zu leiten. Aufgabe der Meldestelle sei auch, dass „Unrecht wahrgenommen und gehört wird“ mit dem Ziel, dass die „Kirche ein gerechterer Ort wird, an dem Werte auch gelebt und im Handeln sichtbar umgesetzt werden“.

Zu Fachstelle gehören:

  • Ansprechstelle für Betroffene: Die Gespräche sind vertraulich, ohne Einwilligung werden keine Information an Dritte weitergegeben – mit einer Ausnahme, wenn unmittelbare Gefahr droht für Kinder oder Jugendliche.
  • Meldestelle: Die Meldestelle ist zuständig für alle Anfragen bei Verdacht und Mitteilungen von sexuellen Übergriffen aus dem Bereich der Landeskirche. Die Mitarbeiterinnen beraten, unterstützen bei Interventionen und begleiten Maßnahmen im Umgang mit Grenzverletzungen und Übergriffen. Neben der Intervention ist der Meldestelle das Thema Aufarbeitung zugeordnet. Es geht darum zuzuhören, Übergriffe ernst zu nehmen, das Geschehene anzuerkennen und daraus Schlüsse zu ziehen, um bessere Schutzstrukturen etablieren zu können.
  • Anerkennungskommission: Betroffene haben die Möglichkeit, eine finanzielle Leistung zu beantragen. Die Beschäftigung der Kommission mit der Geschichte der Betroffenen soll dazu beitragen, das Unrecht, das Betroffenen im Verantwortungsbereich von Kirche und Diakonie angetan wurde, wahrzunehmen. Die finanziellen Leistungen sollen die noch andauernden Folgen der erlittenen sexualisierten Gewalt zumindest mildern und die Anerkennung des Unrechts zum Ausdruck bringen. Die sechsköpfige ehrenamtliche Anerkennungskommission entscheidet weisungsunabhängig über die Anträge.
  • Präventionsteam: Das Team unterstützt vor Ort in Kirchengemeinden, Dekanaten und kirchlichen Einrichtungen bei der Schulung von Mitarbeitenden und der Erstellung von Schutzkonzepten. Ziel ist es, Menschen in der Kirche wirkungsvoll vor sexualisierter Gewalt zu schützen.

Hinweis:

Weitere Informationen zur Fachstelle und den Ansprechpartnern finden sich hier:
https://aktiv-gegen-missbrauch-elkb.de
Mittwoch, 21. Februar 2024
Johannes Minkus, Pressesprecher
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